Früh am Morgen, (nach einer halbdurchwachten Nacht, die Züge sind zwar nicht wirklich durchs Zimmer gefahren, es hat sich aber so angehört) kurz nachdem wir das Frühstück ins Zimmer gebracht bekamen (um 8 Uhr, es regnete in den Kaffee hinein), brachen wir auf nach „Halls Gap“, direkt in den Caravan Park. Um 10 Uhr kann man uns eine Cabin zusichern, fertig ist sie aber erst später. Also machen wir einen Ausflug in das Visitor Centre, in dem die Entstehungsgeschichte der Grampians vorgeführt wird, mit vielen interessanten Details über Flora und Fauna, z.B. die Grasbäume, die es nur hier gibt. Nach der Diashow begeben wir uns in den Caravan Park, um die Nacht nachzuholen, die in dem grausam weichen Bett katastrophal war. Da es den ganzen Tag regnet, machen wir es uns in der Cabin gemütlich und testen dort das Heizöfchen. Machmal muss man eben einfach nur entspannen.
Auf Regen folgt Sonnenschein, das erleben wir heute den ganzen Tag durchgehend! Beim Aufwachen regnet es noch, beim Frühstück hört es schon teilweise auf, dann kommt wieder ein Schauer, aber kurz nach zwölf Uhr machen wir uns dann auf den Weg zu dem Wonderland Parkplatz. Da gibt es zum Einen den Wanderweg durch den „Grand Canyon“, der eine sehr beeindruckende Landschaft vorweisen kann, aber aufgrund des starken Regens des letzten Tages doch nach einer Weile zu gefährlich wird. Doch es gibt auch noch den anderen Teil dieses Rundweges, den wir dann in Angriff nehmen, steil bergauf durch den Wald, teilweise über Felsplatten klettern ist da angesagt. Dann kommen wir auch am oberen Ende des „Grand Canyon“ an, nach den obligatorischen Gipfelfotos geht es weiter in Richtung „Pinnacle“. Anfangs einfach nur steil bergauf durch den Eukalyptuswald wird der Weg dann immer schwieriger, als wir denken, der Weg wäre bald zu Ende, kommt dann das Schild 800 m zurückgelegt, 700 m kommen noch. Ein paar Meter weiter werden wir erst einmal von einem wunderschön gelegenen Wasserfall belohnt, den wir allerdings auch noch überqueren müssen. Als es am Ende aus dem Wald herausgeht fängt die Kletterei erst richtig an: über Felsplatten klettern, aufgrund des Regens ziemlich glitschig sind, auf Eisenleitern rauf- und runterklettern, durch die äußerst schmale „Silent Street“ auf den Felsbrocken balancieren; unser Verständnis von einem mittel-schweren Weg ist etwas ins Wanken geraten. Aber „medium“ bedeutet auch durchgehend markiert, bei schweren Routen benötigt man ja schon Navigationskenntnisse. Aber der Weg hat sich gelohnt, ein herrlicher Blick über das Tal und die großen Seen eröffnet sich uns. Leider beginnt es hier zu regnen, ein mächtiger Wind zieht auf, so dass wir schnell wieder den Abstieg beginnen, der zwar nicht mehr ganz so anstrengend aber dafür umso gefährlicher ist, da die Felsen erstmal richtig nass und glitschig sind. Auf dem Weg nach unten kommt immer wieder die Sonne heraus, und wir freuen uns, den Gipfel geschafft zu haben.
Mit dem Auto setzen wir die Tour fort zum „Reed Lookout“ mit den „Balconies“, zu denen ein kurzer Wanderweg („easy“) führt und dann zum „Boroka Lookout“. Von diesen Aussichtspunkten kann man seit langem mal wieder riesige Waldflächen sehen, hier sind auch die Wasserreserven von Victoria, von denen mit Pipelines das Wasser in die Städte und auf das ganze Land transportiert werden. Zum Glück gewinnt die Sonne immer mehr die Oberhand, und so kehren wir zufrieden ermüdet zurück zum Caravan Park.
Auch heute ist es wieder wolkig, und so verlassen wir die Luxus-Cabin, um uns noch Wasserfälle anzusehen. Vom „Wonderland Carpark“ aus wandern wir erst den längeren Weg zu den „Turret Falls“. Obwohl der Weg als „medium“ eingestuft ist, ist dies ein einfacher Wanderweg durch den Wald. Die Wasserfälle sind nicht sehr spektakulär, aber der Weg dorthin hat sich gelohnt. Zum Parkplatz zurückgekehrt geht es in die andere entgegengesetzte Richtung zu den „Splitter Falls“. Hier ist das „medium“ wieder eher angebracht, man muss über Felsbrocken klettern, teilweise auf äußerst schmalen Pfaden durch die Felsen hindurch klettern, und das alles erst einmal bergab. Nach einer Holzbrücke geht der Weg weiter durch den Wald und durch meterhohen Farn, vorbei an uralten Eukalyptusbäumen, bis man direkt am Fuß des Wasserfalls herauskommt. Hier bekommen wir das wechselhafte Wetter zu spüren, es fängt zwischendurch immer wieder an zu regnen, bevor dann wieder die Sonne herauskommt. Der Anstieg zum Parkplatz ist anschließend viel anstrengender als der Abstieg vorher zum Wasserfall. Wir sind uns einig: umgekehrt gefällt es uns besser!
Mit dem Auto geht es dann die kurvenreiche Straße weiter zu den „Mackenzie Falls“. Auch dort geht es erst einmal abwärts zum Fuß des Wasserfalls. Hier ist der Weg komplett betoniert, mit 263 Stufen dazwischen. Der Abstieg ist einfach, der Anblick herrlich. Dieser Wasserfall ist doch etwas höher (als die anderen) und die Felswand, an der das Wasser herabstürzt ist glattgeschliffen. Der Anstieg zum Auto zurück ist wiederum anstrengend, wir schaffen es aber gerade noch so. Diese Tour genossen wir auch bei durchgehendem Sonnenschein.
Danach verlassen wir die Grampians in Richtung Süden, auf dem Weg zur „Great Ocean Road“. Die Landschaft ändert sich jetzt von den felsigen bewaldeten Hügeln der Grampians zu sanften Grashügeln, die nahezu runde Kuppen besitzen. Der Beginn der „Great Ocean Road“ ist noch mitten im Binnenland doch nach ein paar Kilometern (, auf denen wir einen Koala auf der Straße entdeckt haben) fahren wir endlich auf den Indischen Ozean zu. Die Küste wird von hohen gelblichen, steil abfallenden Felsen gebildet, die bizarre Muster bilden. Es weht ein stürmischer Wind als wir die Sehenswürdigkeiten nacheinander anfahren: die „Tower Bridge“, die „Loch Ard Gorge“, an der Schiffswrack (irgendwo unter Wasser) liegt, und die „12 Apostel“ (die man wahrscheinlich nur von der Seeseite erkennen kann). Durch den starken Wind werden die Wolken wieder dichter und schwärzer, es wird auch kälter und so setzen wir die Fahrt fort bis „Apollo Bay“. Dort kommen wir pünktlich zur Ladenschlusszeit um halb sieben an, und ergattern gerade noch eine Cabin. Zur Belohnung für diesen anstrengenden Tag gönnen wir uns noch ein Essen beim Italiener, das erste Mal, dass Heiko mit seiner Pizza zu kämpfen hat (er hat natürlich gewonnen!), und jetzt wissen wir auch, wie groß eine „full carafe“ ist: 1 Liter!
Leider regnet es immer noch (oder wieder?) und so starten wir in Richtung Norden und Landesinnere. Die „Grea Ocean Road“ folgt noch eine Weile der Küste bis es ab „Anglesea“ ins Binnenland geht. „Geelong“ ist eine größere Stadt, ab hier wird der Verkehr dichter und der Freeway nach Melbourne beginnt.
Dort angekommen folgen wir dem Schild „City“bis wir mittendrin sind und am Botanischen Garten stehen.Dies ist der größte und schönste Botanische Garten, den wir je gesehen haben, eine unglaubliche Vielfalt von verschiedenen Bäumen, Büschen, Sträuchern, Palmen, Kakteen, Blumen, alles inmitten von Grasflächen, die man nicht nur betreten darf, es sind auch überall Bänke aufgestellt, ein See zieht sich durch den Park, man kann Vögel füttern, es ist einfach fantastisch! Nach einem ausführlichen Spaziergang durch den Park fahren wir weiter durch das Stadt-Zentrum und schlendern noch kurz über die Fußgängerzone „Swanston Street“. Nach der Ruhe der letzten Tage und Wochen ist die Hektik der Großstadt schnell unangenehm und wir setzen unsere Fahrt in nördlicher Richtung fort.
Kaum zu glauben, wie weit sich der Verkehr in die Stadt rein und raus staut. Froh, wieder auf dem Freeway und aus dem Verkehrschaos herausgekommen zu sein, fahren wir durch ruhigere Gegenden bis nach „Seymour“, wo wir uns ein Essen in einem teureren (wahrscheinlich dem einzigen) Restaurant gönnen.
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