Oftmals unterhält man sich über das Wetter, in asiatischen Ländern spielt das Essen eine größere Rolle, in Lappland unterhält man sich wann welche Blutsauger gerade am aktivsten sind. Erst waren es die Knotts, dann die Stechmücken, jetzt kommen die Bremsen dran. Da beschäftigt man sich auch gerne mal mit den Spezialitäten der einzelnen Insektengruppen. Und: „Lappland ohne Mücken, das ist unvorstellbar!"

Die Knotts sind auch als Kriebelmücken oder Black Fly bekannt, sie stechen nicht sondern schneiden ein Stück aus der Haut heraus. Sie sind winzig klein, etwa 2 - 4 mm, sehen aus wie kleine Fliegen, sind nicht zu hören, man spürt aber sofort, wenn sie anfangen zu beißen. Sie kommen aus dem Gras, d.h. es hilft schon ein wenig, wenn man eine Matte auf das Gras legt und das Gras kurz hält. Die Wunden - es sind nicht nur einfach Schwellungen sondern blutige Wunden! - jucken bis zum Schmerz und bleiben mindestens eine Woche erhalten, meistens noch länger. Das Gute an den Knotts ist, dass sie nur im Freien beißen, sobald sie irgendwo drinnen sind, fliegen sie zum Fenster und wollen raus. Dann sind sie auch eine sehr leichte Beute für MückenjägerInnen. Und nachdem diese Tiere uns bei einigen Abendessen gründlich gepiesakt haben und uns nach drinnen vertrieben haben kenne ich auch keine Gnade.

Die Stechmücken kommen aus einer sehr umfangreichen Familie, d.h. es gibt sehr viele verschiedene Arten, von sehr klein bis ziemlich groß. Sie sind äußerst leicht und meiden deshalb starken Wind, sie werden davon einfach weggeblasen. Auch direkte Sonne mögen sie nicht so sehr, Halbschatten ist ihnen lieber, weshalb sie bei Spaziergängen vor allem in Waldgebieten über einen herfallen. Wie der Name schon sagt stechen diese Blutsauger und hinterlassen hässliche Flecken an den Wänden, wenn man sie erschlägt. Nach dem Stechen sind es Blutflecken, hungrige Mücken ergeben graue Staubflecken. Die, die stechen, sind die Weibchen, die ihre Eier aus dem Protein des gesaugten Blutes ernähren. Die Männchen stechen nicht, sie ernähren sich von Blütennektar. Die Weibchen haben eine Lebenserwartung von etwa 6 Wochen, die Männchen von etwa 6 Tagen. Die Stechmücken in Lappland sind besonders intelligent, sie krabbeln durch jede kleinste Lücke in das WoMo hinein. Bei PhoeniX ist es die Zwangsbelüftung, die man zusätzlich abdichten muss, der Ventilator hat sich ebenfalls als Mückeneinlass erwiesen, nur durch das Heki (Dachluke) kommen sie nicht durch. Als wir von der Natur (Blutsaugern) zu viel hatten und es uns drinnen gemütlich machten, haben wir als Unterhaltung den Mücken zugesehen, wie sie immer wieder eine undichte Stelle im Moskitonetz der Dachluke gesucht haben, unsere Hände drunter gehalten, damit sie Blut riechen konnten, denn sie kamen ja nicht ran - viel besser als fernsehen! Alle anderen Fliegengitter sind mittlerweile nicht mehr Moskito-sicher, da sich diese Insekten bis an die Ränder des Netzes heran hangeln und sich dann an den Schienen durchschlängeln. Die alten Modelle der Verdunkelung hatten noch kleine Bürsten in den Schienen, da kamen diese Moskitos nicht durch. Noch etwas Positives zum Schluß: die Stiche der Stechmücken sind ziemlich kurzlebig, teilweise nach wenigen Stunden verschwunden. Wenn man direkt Staphisagria aufträgt, schwellen die Stiche gar nicht erst an. Was ich alles schon immer mal wissen wollte...

Bremsen gibt es als kleinere Insekten, die dreieckige Flügel haben, deshalb auch Deltaflieger genannt. Die Flügel sind schwarz-weiß-grau schattiert, die Augen leuchtend grün, was sie etwas unheimlich aussehen lässt. Die größeren anthrazit gefärbten, die man aus Deutschland kennt, gibt es auch in verschiedenen Varianten, teilweise sind diese Insekten schon unglaublich groß, etwa wie eine Hornisse. Das Gute an den Deltafliegern ist, dass sie relativ doof sind, man kann sie einfacher erschlagen. Die anthrazit-farbenen sind sehr viel schneller unterwegs und deshalb kaum zu kriegen. Unabhängig von der Größe sind die Bisse der Bremsen relativ langlebig, jucken äußerst intensiv, ganz beliebt sind Fußknöchel (Bremsen stechen gerne durch die Socken durch) und Hände inklusive Handgelenke. Da hat man dann auch mehr vom Juckreiz wenn bei jedem Schritt die Socke und der Schuh am Knöchel reibt.

So, und wenn man sich mit diesen Insekten so intensiv beschäftigt, wie wir das inzwischen zwangsweise gelernt haben, fängt es auch bei dem kleinsten Windhauch an zu jucken, da sich die Haare auf Armen und Beinen auch bewegen und man nicht sicher sein kann, ob gerade ein Blutsauger die beste Stelle aussucht oder doch nur ein Windhauch zu dem leichten Kribbeln führt oder ob es sich inzwischen doch um Phantom-Jucken handelt. Abgesehen von den total zerstochenen Fußgelenken sind auch die Knotts und Sandfliegen am Haaransatz auf der Stirn eine der unangenehmsten Erfahrungen mit der Tierwelt hier in Schweden.